Prävention von Essstörungen


Ansätze für die pädagogische Praxis

Ursachen von Essstörungen

Was steht dahinter?

Angehörige wie Eltern oder Freund/innen fragen sich oft verzweifelt nach den Gründen für eine Essstörung, können nicht verstehen, warum Menschen sich selbst mit ihrem Essen oder Hungern kaputtmachen. Den Betroffenen fällt es meistens schwer zu sagen was dahinter steht - manchen erscheint ihr Essverhalten ja auch so schlüssig und normal, dass sie gar nicht wissen, warum sie sich mit den Beweggründen ihres Verhalten auseinandersetzen sollen.

Natürlich gibt es viele Theorien über die Entstehung von Essstörungen. In früheren Jahren wurde Magersüchtigen z.B. pauschal unterstellt, dass sie sich gegen ihre Frauenrolle und gegen das Erwachsenenwerden zur Wehr setzen und deshalb hungern, um zu verhindern, dass sie einen weiblichen Körper entwickeln. Inzwischen weiß man, dass solche "einfachen" Erklärungen nicht ausreichen.
Die Gründe für eine Essstörung sind vielfältig und jede Essgestörte hat ihr eigene Geschichte.

Trotzdem gibt es verschiedene Ursachen und Gründe, die häufig für Entstehung einer Essstörung verantwortlich sind.



Familiäre Gründe

Oftmals liegen die Gründe für die Entstehung einer Essstörung in der Familie. Viele Essgestörte beschreiben ihre Familien z.B. als ganz "normal" und "heile" und kommen erst mit sehr viel Nachdenken darauf, dass in ihrer nach außen so "harmonischen" Familie viele Konflikte verdrängt und nicht offen ausgetragen werden. Besonders Magersüchtige berichten oft davon, dass sie als "perfekte" Tochter in einer "perfekten" Familie aufgewachsen sind und irgendwann daran verzweifelt sind, diesem Anspruch gerecht zu werden. Esssüchtige berichten oftmals, dass in ihren Familie das Essen eine große Rolle gespielt hat und dass es üblich war, Konflikte oder Traurigkeit mit Essen auszugleichen. Diese Frauen haben früh gelernt, Gefühle mit Essen zu bekämpfen und sich mit Essen zu trösten.

Wichtig: Bei der Auseinandersetzung mit familiären Ursachen von Essstörungen geht es nicht um Schuldzuweisungen. Es geht vielmehr darum, Strukturen zu erkennen und Probleme zu lösen.

Punkte



Schönheits- und Schlankheitsideale

Das überzogene Schönheits- und Schlankheitsideal vermittelt vielen Menschen das Gefühl zu dick zu sein. Soziale Medien und Handyapps, mit denen viele Influencer ihrer Fotos optimieren, vermitteln uns ein unrealistisches Bild von Schönheit. Fitness- und Ernährungstrends sowie Schönheits-OPs geben uns das Gefühl, dass Schlankheit "machbar" ist und wir selbst "schuld" sind, wenn wir dem gängigen Schönheitsideal nicht entsprechen.

Die unrealistische Darstellung weiblich gelesener Körper beginnt bereits mit geschlechtsspezifischem Spielzeug in der Kindheit. Egal, ob Feenpüppchen oder Barbie -  Mädchen wachsen oft in einer rosafarbenen Welt mit extrem zierlichen Frauengestalten auf.

Auf meiner Webseite www.katrin-raabe.de habe ich in zwei Beiträgen dazu Stellung bezogen:
Bin ich mollig? Fotoshooting mit der angeblich "dicken" Barbie
Rosa für die Mädchen?

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Verletzende Bemerkungen und Belastungen

Viele Essgestörte berichten schließlich von besonderen Ereignissen, die die Krankheit dann zum Ausbruch brachten. Oftmals waren das verletzende Bemerkungen von Eltern oder Mitschüler*innen über die Figur eines Mädchens. Auch eine plötzliche. pubertätsbedingte Gewichtszunahme, die mit dem Gefühl einhergeht, zu dick zu sein, kann eine Ursache sein.

Für manche waren es besonders belastende Lebensumstände, die sie dazu brachten, eine Essstörung zu entwickeln.

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Sexualisierte Gewalt

Überdurchschnittlich viele Essgestörte berichten auch, dass sie in ihrer Kindheit oder später sexuelle Gewalt erlitten haben. Der Zusammenhang von Essstörungen und sexueller Gewalt wird allerdings von Wissenschaftler/innen kontrovers diskutiert.



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